Mein Designprozess
«Am Anfang meiner Entwürfe stehen immer Worte. Für mich beginnt der kreative Prozess damit, aufzuschreiben, welche Botschaft ich vermitteln will, wie ich deren Stellenwert in der Gesellschaft sehe und wie das zu dem passt, was Volvo Cars erreichen will. So kann ich gemeinsam mit dem Team für Aussendesign in wenigen Worten genau ausdrücken, worum es geht. Beim Volvo XC40 war das der Begriff ‹Zäher kleiner Roboter›.
‹Zäher kleiner Roboter› war vom ersten Tag an der Begriff, der alles über das Produkt aussagte. Den Ausdruck, die Oberflächengestaltung und die Verspieltheit – er stand dafür, was ich für die Stadt bauen wollte. Wenn diese Kernaussage steht, schaue ich nach Einflüssen. Ich sehe mir Bilder dazu an, wie ein zäher kleiner Roboter aussehen könnte und wie ich ihn gerne hätte. Dann beginne ich, die Ideen zu skizzieren und zu visualisieren, und versuche, diese Eigenschaften in ein Fahrzeug zu übersetzen. Kreativität bedeutet, zwei nicht miteinander verbundene Ideen zu nehmen und zusammenzubringen.
Bei der Entwicklung und im kreativen Prozess ist das wie eine Erdung; es schafft Anhaltspunkte während des ganzen Projekts, zu denen das Designteam zurückkehren kann – hier der zähe kleine Roboter. Wenn es dann um die Entscheidung zwischen drei oder vier Entwürfen für die Nebelrückleuchte geht, ist das ganz leicht mit diesem Bild des zähen kleinen Roboters im Hinterkopf.»

Einflüsse und Inspiration
«Die Frühphase des Prozesses war inspiriert von der Produktdesignberatung IDEO, die auch die erste Maus von Apple entworfen hat. Während meines Studiums konnten ein paar Freunde und ich an einem Workshop in den IDEO-Studios in London teilnehmen. Dort erlebten wir, wie sich komplexe Probleme vereinfachen lassen. Zuerst gab es Umfragen, um die Nutzer des Produkts kennen zu lernen. Ist eine Sammlung von Ideen entstanden, werden diese auf Haftnotizen geschrieben. Die werden in Gruppen angeordnet, und man sucht nach einem Muster, einer Geschichte oder einer Reihe.
Für mich ist die beste Zeit für diese Denkarbeit der Abend, am Küchentisch mit Musik im Hintergrund. Die Stimmung muss passen, tagsüber kann ich das nicht. Wie viele Kreative kann ich mich am besten konzentrieren, wenn ich schon etwas müde bin. Der Abwasch muss erledigt sein, die E-Mails abgeschickt – man braucht einen klaren Kopf.»
«Es gibt zwei Bücher zum kreativen Prozess von Paul Arden, die mir viel gegeben haben, und das bis heute. Das sind ‹Es kommt nicht darauf an, wer du bist, sondern wer du sein willst› und ‹Egal, was du denkst, denk das Gegenteil›. Sie sind dünn wie Taschenbücher und lassen sich in einer halben Stunde durchlesen, denn auf jeder Seite steht nur ein Satz. Paul Arden war Creative Director bei einer weltweit tätigen Werbeagentur, und sie enthalten viele wertvolle Tipps zum Kreativsein, wie ‹es ist richtig, falsch zu liegen›. Das hat mich während meines ganzen Berufslebens begleitet.»
«Den eigentlichen kreativen Impuls für dieses Fahrzeug habe ich beim Schauen von Science-Fiction-Filmen bekommen. Einer war Elysium mit Matt Damon. Die Roboter dort sahen ganz anders aus als in den meisten modernen Filmen dieses Genres, und das hat mich sehr beeinflusst. Der andere Film war Oblivion mit Tom Cruise, da gab es sehr interessante Fahrzeuge mit tollem Design von Daniel Simon zu sehen, der früher Fahrzeugdesigner war und heute in Hollywood lebt.»

«Fahrzeugdesigner entwerfen oft nach ihren persönlichen Vorlieben. Das ist beim neuen Volvo XC40 deutlich zu sehen. Ich persönlich bevorzuge beim Design grosszügige, ausladende Flächen, die ein Gefühl von Ruhe und Vertrauen in das Produkt vermitteln. Schauen Sie mal auf ein Apple MacBook oder iPad, da gibt es kaum Linien, welche die Fläche unterbrechen. Das Produkt soll auf sehr kluge Weise verführerisch sein, mit unkompliziertem Design, bei dem man das Gefühl hat, dass es das Leben einfacher machen wird – und genau darum geht es beim Volvo XC40.»